15.06.2022

Warum ich den Satz: "Die Kinder von heute lernen gar nicht mehr..." nicht mehr hören kann.

 

 

Ganz ehrlich: Wer von euch hat diesen Satz noch nicht gehört?

"Die Kinder von heute sind gar nicht mehr so viel draußen!" "Sie erleben die Natur nicht mehr, wissen gar nicht mehr, wie sich ein Splitter im Finger anfühlt oder wie Blumen duften." "Kinder von heute lernen auch gar nicht mehr sich sinnvoll zu beschäftigen oder richtig zu spielen."

....

Die Begründung dafür, und jetzt kommt die absolute Vorschlaghammer-totschlag Begründung:

weil sie nur noch auf den Bildschirm starren. Nur noch von den Eltern verwöhnt werden.

 

Uh, das macht mich so wütend.

Weil diese Aussagen einfach so ein großer Mist sind!! Natürlich war es früher anders. Das bezweifelt wohl keiner. Trotzdem ist diese Aussage nicht hilfreich.

 

Weil:

 

1. Es eine so unfassbar große Verallgemeinerung ist.

Kein Kind ist mehr gerne draußen? Alle Kinder schauen den ganzen Tag auf den Bildschirm?

 

2. Es verallgemeinert, was Kinder zu lernen haben und unterstellt, dass ein Lernziel wichtiger ist als ein anderes. Ist ein Splitter im Finger eine wichtigere Erfahrung, als sich selbstständig durch den Desktop eines PCs bewegen zu können? Wer bitte nimmt diese Bewertung vor?!

 

3. Es mal wieder den Druck auf die Eltern vergrößert.

Diese Aussage führt dazu, dass wir Eltern uns schuldig fühlen. Schuldig, dass wir es vielleicht nicht schaffen unser Kind eine gewisse Zeit an der frischen Luft spielen zu lassen (zählt der Weg zu Einrichtung auch schon?!). Oder dass wir uns schuldig fühlen unseren Kindern etwas nicht zu ermöglichen. Weil wir manchmal einfach versuchen zu überleben. Diese Aussage lässt völlig außer Acht, unter welchen Umständen Eltern heute gefordert sind.

 

4. Es auch den Druck auf die Kinder erhöht.

Ja, es gibt Kinder, die NICHT gerne bei Wind und Wetter draußen spielen, in Matschepfützen rühren und bis zu den Schultern in der Sandgrube verschwinden (ich war eines davon). Und trotzdem können diese Kinder ein Gespür für die Schönheit des Lebens, den Respekt für Lebewesen und den Wechsel der Jahreszeiten lernen und lieben lernen (auch hier bin ich ein gutes Beispiel :)

Es schmeißt Kinder in einen Sack, in dem alle gleich sind und das gleiche brauchen. Und diesen Gedanken haben wir doch eigentlich hinter uns gelassen. Wobei...

 

5. Das 'alte' so verherrlicht wird

"Früher haben die Kinder noch mit Stöcken und Murmeln gespielt heute muss alles aus Plastik sein!" (siehe dazu Punt 1).

Wir vergessen dabei völlig, das sich die Welt verändert hat. Dass sich die Menschheit weiterentwickelt hat. Und damit auch die Umwelt, die gesellschaftlichen Gegebenheiten. Und, dass wir, unsere Eltern- und Großeltern maßgeblich mit daran beteiligt waren und sind und wir auch im allgemeinen stolz darauf sind.

Warum also sollte sich die Kindheit nicht verändern dürfen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

 

6. Es schmälert (mal wieder) die Leistung der Eltern, die täglich damit beschäftigt sind das Beste für ihre Kinder zu bewirken. So, wie es die Eltern aller Generationen schon getan haben.

Und natürlich machen wir nicht alles richtig. Wie denn auch?!

Aber wir bleiben dran! Wir optimieren, verändern, passen an. Dafür brauchen wir ne ganze Portion Mut und Vertrauen. In uns und unsere Kinder.

Und keine Verallgemeinerungen oder das Gefühl von versagen oder scheitern. Das hat nämlich noch nie jemandem geholfen.

 

Wir befinden uns in einem dauerhaften Veränderungsprozess. In einem dauerhaften Lernprozess mit uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Umwelt. Genauso geht es unseren Kindern. Und dabei machen wir Fehler und entdecken neue Möglichkeiten.

 

 

Und so geht lernen.

So geht Leben.

Und das schon immer!


Lass es dir gut gehen!

Johanna

Johanna Martinek Mütter- und Familienberatung

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