"Ich weiß es doch auch nicht!!"

 

Nicht immer ist es so einfach und so leicht hinzunehmen wie dieses Mal:

"Mama, die Erde ist ja rund und sie dreht sich. Warum merken wir nicht, dass wir gerade unten sind und über Kopf stehen?"

Mit deinen großen, neugierigen Augen schaust du mich an. Und schaust...

...

 

"Äh....." ich bin mal wieder platt. Irgendwie fühle ich mich überholt... Die Erde eine Kugel? Wir stehen über Kopf? Während ich leicht hilflos in die Ferne sehe, unterbrichst du mich:

"Ach, Mama." Verständnisvolle Miene, du legst den Kopf liebevoll auf die Seite. "Ist doch nicht schlimm, dass du das nicht weißt. [...wohlgewählte Pause...] Ich frage heute Abend Papa, der kennt sich eh besser damit aus."

Ich bin etwas überfahren, erleichtert und dann ein klein wenig (wirklich nur ein kleines bisschen) vor den Kopf gestoßen. Naja, um ehrlich zu sein hatte mich die Antwort auf deine Frage bis gerade noch nie in meinem Leben interessiert.

 

So einfach ist das für mich nicht immer hinzunehmen. Nicht sicher zu wissen wie ich reagieren oder was ich antworten soll, fühlt sich für mich manchmal merkwürdig an. "Ich bin doch die Mutter, ich muss es wissen/richtig machen." Immer wieder erlebe ich bei mir selbst und anderen Eltern, dass wir glauben für alles spontan DIE Antwort oder Reaktion parat liegen haben zu müssen. So nach dem Motto: "Kind macht/sagt/fühlt xy, ich dann z."

Wenn unsere Kinder unglücklich sind, wütend oder andere starke Gefühle zeigen, wenn sie verzeifelt oder hilflos sind. Dann kommt in uns ganz schnell der Wunsch auf, die richtige Antwort oder die richtige Idee zu haben. Ja, wir glauben manchmal, dass wir sie haben müssten! Und das macht uns hilflos und traurig.

Doch das müssen wir nicht.

 

Im Leben mit Kindern gibt es immer wieder Situationen, die uns herausfordern. Situationen, in denen wir aus den unterschiedlichsten Gründen nicht sofort die Antwort oder Reaktion hervorbringen können, die vielleicht richtig wäre. Und ich glaube, dass wir das auch nicht müssen!! Es ist ok nicht immer einen Masterplan zu haben. Das macht uns zu Menschen. Und wer weiß schon was richtig ist? Ich denke, wir dürfen ehrlich zu uns und unseren Kindern sein. Sagen, dass es uns auch ratlos macht, dass wir nicht immer eine Paradeantwort haben.

 

Wir sind die Eltern.

Wir haben einen großen Wissensvorsprung.

Wir haben einen guten Überblick über Vergangenes und über bevorstehendes,

können viele Situationen leichter einschätzen und einordnen.

Doch das Leben mit unseren Kindern ist neu.

Etwas nie zuvor dagewesenes.

Etwas flexibles und entwickelbares.

Es ist unvorhersehbar, unplanbar und unvergleichlich.

 

Ich möchte ehrlich sein, es gibt Situationen, da bin ich mindestens genauso überfragt oder überfordert wie du. Aber ich werde mir Gedanken machen. Ich trage die Verantwortung für unsere Beziehung. Ich bleibe dran. Ich bin da! Wir werden gemeinsam daran wachsen und herausfinden, was unser Weg ist!

Und heute Abend werden wir vielleicht beide zum ersten Mal erfahren, wie das so mit der Erde und dem Überkopfstehen ist. Falls Papa eine Antwort darauf hat. :)

 

Lasst es euch gut gehen, 

Johanna

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