02.03.2023
Es ist ja überall zu hören! "Genieß die Zeit. Sie geht so schnell vorbei!" Seit dem wir Kinder haben fiel mir diese Aufforderung und dieser gut gemeinte Wunsch von außen immer wieder auf die Füße. Und manchmal wusste ich gar nicht, wie ich damit umgehen sollte, weil es etwas ganz merkwürdiges in mir auslöste. Denn anstatt einfach alles irgendwie zu genießen und mich zu freuen, spürte ich immer wieder Stress in mir aufsteigen. Denn ich wollte es doch so gern genießen.
"Mensch, jetzt genieß das doch mal!" so sprach es in meinem Kopf sehr regelmäßig und wehement. "Johanna, diese Zeit kommt nicht wieder. Irgendwann ist diese Zeit vorbei. Irgendwann ist es das letzte Mal stillen, im Arm einschlafen, füttern, Tränen trocknen, Hand halten. Das letzte Mal wickeln, tragen, schieben.
"Genieße es jetzt endlich!" ermante ich mich. "Atme und genieße!"
So habe ich mir in vielen Situatinen selbst Stress gemacht und fing an, an mir zu zweifeln. Weil ich manchmal, wenn ich ganz ehrlich zu mir war, so manchen Dingen sogar ein Ende entgegensehnte. Dem Ende der Wickelzeit zum Beispiel. Oder, dass ich es irgendwann nicht mehr erwarten konnte endlich abzustillen.
Ich hatte es erfolgreich geschafft mir einige Situationen selbst so richtig zu vermiesen. Weil ich zu sehr damit beschäftigt war etwas fühlen zu wollen, was ich eigentlich gar nicht wirklich fühlte. Und so überhaupt nicht mehr wirklich anwesend war. Weil ich glaubte es sollte so sein. Was für ein Stress! Ich habe gelächelt, obwohl ich innerlich eigentlich geplatzt bin. Ich bin im Raum geblieben, obwohl ich lieber rausgegangen wäre. Ich bin selbst über meine Grenzen getreten.
Und dann nahm ich mir die Zeit und schaute genauer hin. Was ist es, was mich so anstrengt? Und da entdeckte ich diesen Satz in meinem Kopf: "Du musst jeden Moment genießen!" Puh!
Es gibt so Glaubenssätze, die sich tief in unsere Gedanken eingenistet haben. Sie leiten uns in unseren Gedanken und Gefühlen und nehmen manchmal bewusst oder unbewusst einen enormen Einfluss auf unser Leben und unsere Gefühle. Manche geben uns Kraft, motivieren und treiben uns an. Sie geben uns ein gutes Gefüh. Und dann gibt es solche, die uns einschränken uns oder machen uns klein machen. Ihre Wirkweisen sind sehr vielfältig.
Doch wir können sie herauskramen, sie finden. Und dann können wir sie auf die Probe stellen, sie von allen Seiten begutachten. Und wir können sie verändern.
Zum Beispiel von 'Krafträubern' zu 'Kraftspendern'. Und sie so neu für uns wirken lassen.
Und so mache ich es auch! Mir wurde nämlich plötzlich ganz klar: Halt! Ich muss erst mal gar nichts genießen! Auch nicht genießen. Es darf so sein, wie es ist.
Und nun übe ich mich darin, anzunehmen was ist. Und mache es mir in meinen ECHTEN Gefühlen bequem.
Auch beim vielleicht letzen Mal stillen, im Arm einschlafen, füttern, Tränen trocknen, Hand halten. Und auch beim vielleicht letzten Mal wickeln, tragen oder schieben.
Denn mir ist klar geworden, dass ich da sein will.
So wie ich bin, in diesem Moment.
Das fühlt sich besser an und DAS genieße ich wirklich.
Lass es dir gut gehen.
Johanna
Möchtest du auch nervige, kraftraubende Glaubenssätze ändern? Dann melde dich doch bei mir!
Johanna Martinek Mütter- und Familienberatung
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