09. April 2022
Ein Wutanfall kurz vor dem Losfahren. Ein blauer Wachsmalstiftstrich an der frisch gestrichenen weißen (!!!!) Wand. Der rote Lippenstift am kompletten Kind verteilt. Geschwisterstreit mit ordentlich Kloppe (bei uns liebevoll "Frepo" - Fresse polieren - genannt).
Ich hörte, dass es Familien gibt, bei denen es ähnlich abgeht wie bei uns manchmal.
Und wir Eltern stehen häufig ziemlich ratlos vor unseren Kindern. Mit einer einzigen Frage auf den Lippen: "Warum? Warum bloß?", gehen innerlich zu Boden. Den Blick zur Decke und die Hände in den Haaren. Die Verzweiflung ist groß, die Ratlosigkeit auch. Und wir tun uns wirklich leid.
Erfahrungsgemäß hilft mir die Frage nach dem "Warum?" nur leider nicht wirklich viel weiter. Es gibt so eine Richtung vor: "Warum muss mir das passieren? Warum ich? Warum?" Es macht mich zum Opfer der Situation. Hilflos und frustriert mich, denn die Antworten auf diese Frage sind irgendwie nicht hilfreich. Also habe ich mich erinnert:
Wenn wir andere Antworten wollen, dann dann müssen wir andere Fragen stellen. Wir können versuchen aus einer anderen Perspektive zu schauen.
Daher versuche ich mich so oft es geht an eine andere Frage zu erinnern: "Wofür? Wofür ist das jetzt gut?"
Wenn wir davon ausgehen, dass jedes Verhalten, sowohl das unserer Kinder, als auch unser eigenes Verhalten, immer aus einer guten Absicht, einem guten Grund entspringt. Dann kann uns die Frage nach dem "Wofür?" viel weiter helfen als das bloße "Warum?".
Uns selbst zu fragen: "Wofür ist dieser Wutanfall gerade gut für mein Kind?" oder "Wofür war es gut, den ganzen Körper mit Lippenstift einzuschmieren?", "Wofür sind diese Geschwisterstreitereien gerade gut?" gibt uns die Möglichkeit innerlich einen Schritt zurückzutreten. Uns ein bisschen aus der Situation herauszuziehen, die Perspektive wechseln und in eine andere Position zu bringen. Vom Opfer, das dieses oder jenes "ertragen" muss, wechseln wir in die Position des neugierigen Beobachters und finden mit großer Wahrscheinlichkeit Antworten, die uns milder stimmen lassen.
Und es macht uns wieder bewusster, dass unsere Kinder Dinge für sich und nicht gegen uns tun.
Vielleicht brauchte mein Kind gerade so viele Reize. Vielleicht wollte mein Kind ausprobieren wie groß sein Körper ist, wie viel Lippenstift ihr Körper verbraucht. Vielleicht wollte meine Tochter ihrer Schwester ganz klar signalisieren, dass es wirklich nicht ok ist, wenn sie ihre Puppe einfach wegnimmt.
Es ist zugegeben ein ganz kleiner, feiner Unterschied zwischen dem "Warum?" und dem "Wofür?", doch ist dieser Unterschied für mich sehr oft der entscheidende, vielen Situationen entspannter entgegenzutreten. Natürlich finde ist es immer noch ziemlich kacke, dass die Wand wieder blau ist und dass viele Konflikte so körperlich ausgetragen werden. Das sage ich auch.
Aber nicht mehr als Opfer.
Vielleicht magst du es auch mal ausprobieren?
Lass es dir gut gehen!
Johanna
Brauchst du vielleicht auch mal andere Antworten, doch das stellen anderer Fragen fällt dir schwer? Dann melde dich gern bei mir! Ich helfe dir gern!
Johanna Martinek Mütter- und Familienberatung
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09. März 2022
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