09. März 2022

"JETZT HÖR ENDLICH AUF ZU SCHREIEN!"

 

Dazu donnerte ich mit der Hand auf den Tisch. Es brach so aus mir heraus und tat in diesem kurzen, klitzekleinen Moment auch wirklich gut. Wie ein Befreiungsschlag. Ein Druck, der schlagartig nachließ. Ein Faden, der unter der größten Spannung zerriss. Mein Geduldsfaden.

Eine Sekunde. Vielleicht zwei war es still.

Und dann wurde es laut. In meinem Kopf.

Die Situation an sich war doch gar nicht so dramatisch. Es sollte das "große" Glas sein und nicht das "für Babies". Meine Tochter forderte es ein, obwohl wir schon alle am Tisch saßen. Ich war bereits drei Mal wegen anderer Dinge aufgestanden. War müde vom Tag und genervt von diesen ganzen Extrawünschen.

Und jetzt auch noch ein anderes Glas? "Nein, mein liebes Kind, da musst du jetzt mal durch. Ich habe keine Lust mehr!" So, oder so ähnlich habe ich gedacht. Bin sitzen geblieben und habe es ausgehalten. Bis zu dem Punkt, als es nicht mehr ging...

 

Meine Tochter jedoch blieb ebenfalls bei ihrer Position. "Ich bin kein Baby mehr!! Ich will ein großes Glas! Ich will kein scheiß Babyglas!"

Sie fühlte sich so sehr im Recht. Verschränkte die Arme vor der Brust, verzog ihr Gesicht und knallte mit den Füßen auf das unterste Brett ihres Stuhls. Und brüllte.

Und ich?

Ich fühlte mich im Recht. Verschränkte innerlich die Arme vor der Brust, legte die Stirn in Falten stampfte mit dem Fuß auf. Habe böse Blicke verteilt und - habe gebrüllt.

 

Im Rückblick kann ich über diese Situation echt schmunzeln. Ist es nicht interessant, wie unsere Kinder immer wieder unsere Haltung spiegeln?

 

Es kann hilfreich sein in fordernden Momenten mit unseren Kindern einen Moment innezuhalten und zu überlegen:

Wenn ich das Gefühl habe mein Kind ist gerade sehr bockig. Wie bockig bin ich denn gerade?

Oder mein Kind ist so wütend. Wie wütend bin ich denn gerade?

Mein Kind hört mir gar nicht zu. Wie gut höre ich denn gerade zu?

Diese Fragen können dazu führen, dass wir ein bisschen Abstand zu der Situation gewinnen und eine neue Perspektive einnehmen können. Und unser Verhalten ändern.

 

Hätte ich angehalten, hätte festgestellt wie bockig ich in der Situation eigentlich war, dann hätte ich vielleicht darüber schmunzeln können und wäre noch ein viertes Mal aufgestanden. Oder ich hätte die Idee haben können, dass sie doch selbst schnell ein neues Glas holen könnte, oder oder oder.

 

Vor dem Einschlafen sagte sie: "Mama, das mit dem Schreien heute war echt nicht hilfreich!"

Und was soll ich sagen?

Da hat sie Recht.

 

Lass es dir gut gehen!

Johanna

 

Johanna Martinek Mütter- und Familienberatung

09. April 2022

Ein Wutanfall kurz vor dem Losfahren. Ein blauer Wachsmalstiftstrich an der frisch gestrichenen weißen (!!!!) Wand. Der rote Lippenstift am kompletten Kind verteilt. Geschwisterstreit mit ordentlich Kloppe (bei uns liebevoll "Frepo" - Fresse polieren - genannt).

Ich hörte, dass es Familien gibt, bei denen es ähnlich abgeht wie bei uns manchmal. mehr

05. März 2022

Perspektivwechsel

 

Wenn du dich zu deinem Kind sagen hörst: "Das habe ich dir schon 1000 Mal gesagt..." Dann ist es nicht das Kind, das langsam lernt.

Ich liebe diesen Satz. mehr