24. Januar 2022

"Du bist immer so entspannt mit den Kindern!"

 

"Du bist immer so entspannt mit deinen Kindern!" - höre ich. Ich bedanke mich und lächle. Innerlich fange ich laut an zu grölen. Das war nicht immer so:

Ist es nicht interessant, dass uns Aussagen von außen so sehr beeinflussen können?

Zu Beginn meiner Mutterschaft lösten diese Aussagen ein regelrechtes Chaos in mir aus (ohne, dass ich wusste woher dieses Gefühl kam). Ich spürte und hörte, was gern gesehen wird von der Umwelt. Wie die Umwelt Mütter gerne sieht. Mütter, die in sich ruhen, ihren Kindern immer hilfsbereit und lächelnd die Hand reichen. Zugewandt und stressfrei sind. Ich habe versucht die unglaublich entspannte Mutter zu sein, die in mir gesehen wurde. Bin unglaublich über meine Grenzen gegangen und habe meine Gefühle zur Seite geschoben. Und war irgendwie ganz und gar nicht entspannt und irgendwie nicht ich selbst. Denn wir Menschen wollen gefallen. Wollen gesehen und geschätzt werden. Also habe ich so viel wie möglich getan um den Menschen (wenn ich es heute hier so schreibe, klingt es so schräg 😂) gerecht zu werden. Um ihnen ihr Lieblingsbild von heiler Welt, heiler Familie zu vermitteln. Um ihnen zu gefallen.

Und DAS hat MICH gestresst!

Weil ich die Aussagen und Erwartungen über mich zu meinen eigenen Ansprüchen und Erwartungen gemacht habe. Sie 1 zu 1 für mich übernommen habe. Und mich so mit ihnen selbst unter Druck gesetzt habe.

Seitdem mir das klar geworden ist, versuche ich mir bewusst zu machen, was gut gemeinte Worte sind und wie ich sie bewerten will.

Ich möchte sie als Zeichen von Wertschätzung sehen. Und so kann ich mich richtig über sie freuen.

Ich mache sie nicht (mehr) zu meinem inneren Anspruch.

"Du bist immer so entspannt mit deinen Kindern!" - höre ich heute. Ich bedanke mich und lächle. Und innerlich fange ich laut an zu grölen.

In meinen Gedanken füge ich hinzu: "Du hast ja keine Ahnung!"

Wenn sich mein Kind gleich irgendwann entscheidet doch ins Auto zu steigen und ich den Inhalt der Kindergartentasche und die Oberbekleidung, die hier vorhin voll Zorn und Wut auf den Parkplatz gedonnert wurde - weil - ja, weil der Luftzug gekoppelt mit dem Einfall des Lichtstrahls heute nicht im gewünschten Winkel auf die Erdoberfläche traf (versteh mich bitte nicht falsch - ich weiß, dass mein Kind in Not ist, Bedürfnisse hat und vielleicht erschöpft ist vom Kindergarten), dass ich dann als aller erstes die Musik im Auto aufdrehe.

Metallica oder irgendeinen anderen lauten Menschen seine Wut ausleben lasse - stellvertretend für mich (keine Sorge, meine Kinder kennen meine "Rockemusik", wie sie sie nennen). Weil ich kurz einen Moment für mich brauche. Mich zuerst selbst beruhigen muss.

Weil ich eben nicht immer so entspannt mit meinen Kindern bin. Weil auch ich ein Mensch bin, der gerade in emotionaler Not ist. Weil ich Bedürfnisse habe und erschöpft bin vom alltäglichen Gefühle begleiten.

Weil dieser Moment kurz mir gehört. Um runter zu kommen. Um MICH zu regulieren. Um wieder klar denken zu können. Und um DANN für meine Tochter da sein zu können.

Zu Hause angekommen, vielleicht mit einem kleinen Umweg durch die Siedlung, ist mein Tank wieder größtenteils aufgefüllt.

Bereit, mich wieder - ziemlich in mir ruhend - meiner Tochter zuzuwenden und sie bei der Verarbeitung und Einordnung ihrer Gefühle zu unterstützen. Denn ich weiß, dass sie das noch nicht immer allein schaffen kann. Und auch nicht muss.

Und das sieht von außen wieder sehr harmonisch aus.

Ist es dann auch.

Bis zum nächsten Mal.

 

 

Lass es dir gut gehen!

Johanna

 

Johanna Martinek Mütter- und Familienberatung

31. Januar 2022

Das Ding mit der Dankbarkeit...


Uns wird überall erzählt: "Seid dankbar! Wir sind alle Dankbar!"
Weil wir an einem guten Ende der Welt geboren sind, weil wir gutes im Kühlschrank haben und weil wir in den meisten Fällen ein ganz gutes Leben führen.
Der allgemeine Tenor also: "Seid dankbar!" Und wenn wir es mal nicht sind? mehr

14. Januar 2022

... über unsere Gedanken und unsere Gefühle und dass wir was tun können!

 

"Hey Mama, kennst du das?

Ich habe manchmal so komische Gedanken in meinem Kopf und die machen mir irgendwie so komische Gefühle. Ich finde die Gefühle doof, weil ich sie nicht haben möchte. Es fühlt sich so groß an, dass ich nicht einschlafen kann. Weil ich immer wieder daran denken muss. Kann man was dagegen machen?"

Ja, das können wir! mehr